Kinderkonferenz Den Kindern und Jugendlichen das Wort zu geben, konstruktive Kritik äußern zu lassen und sie aktiv am Gemeinschaftsleben teilhaben zu lassen sind wesentliche Elemente dieser Methode. Sie lernen eine eigene Haltung anzunehmen, bilden ihre eigene Meinung, erkennen ihre eigenen Grenzen und die der anderen, was das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen langfristig stärkt. Sie sollen so für die Anforderung der Gesellschaft/des Alltags stark gemacht werden. Das Erleben von Achtung, Respekt und Zugehörigkeit einer Gruppe, das Schließen von Freundschaften, für andere einstehen, von anderen lernen und sich mit ihnen austauschen zu können und diese Lernfelder für sich zu nutzen, sind die größten Stärken einer Gruppe. Dies den Kindern/Jugendlichen zu vermitteln und sie in die Gemeinschaft einzubinden, formt das Individuum und somit die gesamte Gruppe. Es finden Prozesse wie zum Beispiel Freundschaften schließen, Vertrauen fassen, Auseinandersetzungen oder gegenseitiges Reglementieren im Gruppenalltag statt, die zum Einen die Sozialkompetenzen fördern, aber auch Sicherheit und Halt vermitteln. Wie in den bereits oben geschriebenen Kapiteln, ist auch in dieser Methode die Empathie ein wichtiger Bestandteil. Sich den Belangen anderer Personen zu widmen, ein Gefühl für die Wirklichkeit von anderen und von sich selbst zu bekommen und deren Gefühle einordnen zu können, ebnet den Weg für ein von Vertrauen geprägtes Miteinander. Jesper Juul sagt, dass Empathie und Mitgefühl eine Form des „In-sich-selbst-Ruhen“ ist. Jeder Mensch wird mit der Anlage geboren empathiefähig zu sein und in sich selbst ruhen zu können. Diese Anlagen kann man entwickeln und vertiefen. 29 Im Falle der Kinderkonferenz werden genau diese Anlagen gefordert und durch Regelmäßigkeit trainiert. Für ein gelingendes Miteinander sind genau diese Fertig- und Fähigkeiten unabdingbar. Neben der täglichen Reflexionsrunde findet die Kinderkonferenz im Gruppenalltag Platz. Die jungen Menschen sollen die Möglichkeit zur Partizipation haben und sich und ihren Inhalten in einem geschützten und sicheren Raum Gehör verschaffen. Gruppenbezogene Themen wie immer wiederkehrende Streitthemen, Verbesserung der Strukturen, Beschwerden oder Wünsche und Vorschläge bezüglich der Feriengestaltung werden in diesem Rahmen besprochen. Neben den Themenfeldern wie Reflexion, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Kritikfähigkeit und Frustrationstoleranz, die bereits unter dem Punkt Reflexionsrunde beschrieben wurden, geht es in der Kinderkonferenz vor allem um Partizipation, Gruppendynamik und Empathie. Es erscheint uns wichtig, dass die jungen Menschen lernen, für sich selbst und ihre Wünschen und Bedürfnisse Verantwortung zu übernehmen. Ein weiteres Ziel ist es, sie diesbezüglich zu stärken und das Bewusstsein für die Wichtigkeit der eigenen Meinung zu schaffen, da dies wichtige Fertigkeiten für die Zukunft dieser Generation sind. Die Kinderkonferenz findet alle 4 Wochen statt. Die Kinder und Jugendlichen müssen an diesem Nachmittag ihre Hausaufgaben im häuslichen Umfeld fertig stellen, so dass ausreichend Zeit vorhanden ist. Bereits im Vorfeld sammeln die Pädagogen/innen Themen der Kinder und Jugendlichen, wie zum Beispiel Planung der Ferienfreizeiten, Konfliktsituation, Veränderungswünsche oder Teilhabe an Projekten, die unkommentiert am Tag der Kinderkonferenz vom Moderator benannt werden. Wie auch bei der Reflexionsrunde besteht Anwesenheitspflicht und die Elemente des RAD´s bilden den Kommunikations- und Verhaltensrahmen. 29 Juul&HØeg, 2012, S. 11