Freizeitgestaltung „Mit der Freizeiterziehung kehrt, so ihre Befürworter, die Pädagogik dorthin zurück, wo das Leben erfühlt, erfahren und erlebt wird: direkt, unmittelbar, authentisch.” 20 Erlebnisse und Erfahrungen haben großes Veränderungspotenzial. Die freie Zeit verfügt über wahlfreie-, selbst- und mitbestimmbare Abschnitte. Unter anderem umfasst es Zeitaufwendungen für spielerische Arbeit (physisch, psychisch anstrengende, geistig anspannende und gleichzeitig persönlich befriedigende Tätigkeiten). Zielgerichtete Beschäftigungen beinhalten personenbezogene, partnerschaftsbezogene, kleingruppenbezogene, großgruppen- und gesellschaftsbezogene Tätigkeiten. Zwanglose Muße beinhaltet individuell verfügbare Zeit für Eigentätigkeiten oder zweckfreie Zeit für nicht beschäftigt sein. Ziel unserer Arbeit ist es, die individuellen Bedürfnisse des Kindes/ Jugendlichen in der freien Zeit zu erfüllen. Inhalte der freien Zeit sind nach Horst Opaschowski: Rekreationen: Erholung und Entspannung und gesundheitsfördernde Tätigkeiten. Die Zunahme von Selbstverantwortung für das eigene Leben, Wiederherstellung der Selbstregulation und Selbstverwirklichung, Entdeckung und Wiederaneignung verloren gegangener oder gehemmter Persönlichkeitsanteile. Kompensation: Ablenkung und Zerstreuung ist ein Bedürfnis nach Ausgleich zum Beispiel nach Enttäuschungen und Entbehrungen. Ziel ist die Erneuerung verbrauchter Kräfte und der Ausgleich zu einseitiger, monotoner und ermüdender Beanspruchung zum Beispiel in Schule und Familie. Edukation: das Bedürfnis nach Lernen und Weiterbildung. Lernen von Freiheit in Freiheit und soziales Lernen fördert das Persönlichkeitswachstum, Selbsterfahrung. Ziel ist hier, die Festigung und Erweiterung von Wissen und Können. Kommunikation: jedes Kind/jeder Jugendliche hat das Bedürfnis nach Kontakt und Geselligkeit. Der Austausch von Informationen und die Artikulation individueller Bedürfnisse im Dialog sind wesentlicher Bestandteil. Das Ziel ist hier das Erleben von Sensibilisierung für die Gefühle und Absichten anderer, das Aufheben von Blockierungen, Kreativitätssteigerung und eine Erhöhung der Kontaktfähigkeit. Integration (Sozialorientierung und gemeinsame Lernerfahrungen): Bedürfnisse und Wünsche wie Zusammensein, Gemeinschaftsbezug und Gruppenbildung sind ein wesentlicher Bestandteil wie auch das Hereinwachsen in die Gemeinschaft. Das Ziel ist die Aufhebung der gesellschaftlichen Isolation. Partizipation (Beteiligung und Engagement): Die Bedürfnisse nach Beteiligung, eigenem Engagement und sozialer Selbstdarstellung prägen das positive Selbstbildnis eines Kindes/ Jugendlichen. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die demokratische Mitsprache festigen die Persönlichkeit. Das Ziel ist es, dem Kind/Jugendlichen Hilfestellung zu bieten beim Hineinwachsen in seine Rollenfunktionen, ihn von seinen Eltern und seiner „peer- group“ unabhängig zu machen und ihn gleichfalls sozial zu befähigen. Enkulturation (kulturelle Selbstentfaltung und Kreativität): Die Angebote für die Kinder/Jugendlichen gestalten sich am Bedürfnis nach kreativem Ausdruck. Hierzu angebotene, produktive Betätigungen und die Teilnahme am kulturellen Leben sowie das Erlernen kulturtechnischer Fertigkeiten stehen hier im Focus. Das Ziel ist der Erfahrungsaustausch mit eigenen und anderen Kulturen. 21 Die Kinder und Jugendlichen haben täglich die Möglichkeit, ihre freie Zeit individuell zu gestalten. Im Anschluss an die Hausaufgaben und Aufgaben im häuslichen Alltag wählen die Kinder und Jugendlichen ihre Beschäftigung aus einem breitgefächerten Angebot wie zum Beispiel: Gesellschaftsspiele Rollenspiele Bücher Bällchenbad Snoezeln Lego/Playmobil Baukasten Steck- und Perlenspiele Puzzel Puppenspiele Aktivitäten im Außengelände (Trampolin, Fußball, Spielplatz, Schwimmen, Fangen, Verstecken etc.) Töpfern Kochen/backen Etc. Zudem realisieren wir als tägliches Angebot zu den oben genannten Themenfeldern jahreszeitliches, kreatives Gestalten wie zum Beispiel: Karneval, Ostern, Mutter- und Vatertag, Herbstaktionen oder weihnachtliches Gestalten von Dekoration und Geschenken Das Anlegen und Pflegen innerhalb der Jahreszeiten vom hauseigenen Obst- und Gemüsegarten sowie das Ernten und Einkochen Kreativkurse wie Beteiligung an der Holzwerkstatt oder der Ytongwerkstatt, Töpfern, Schneidern, Arbeiten im Künstleratelier mit Kinderkunstausstellung Musische Angebote, Ausprobieren verschiedener Musikinstrumente, Einsatz von Musik, Erlernen von Grundbegriffen der Musik, gemeinschaftliches Singen wie zum Beispiel Karaoke Besuche in der städtischen Bücherei Die Vielfalt an räumlichen und medialen Möglichkeiten wie zum Beispiel die hauseigene Bibliothek, Kreativräume, Töpferei, Bällchenbad, Billiardecke, Baumhaus oder Klettergarten können von allen Kindern und Jugendlichen in beiden Einrichtungen genutzt werden. Es ist uns wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen in ihrer freien Zeit viele verschiedene Möglichkeiten und Bereiche der Freizeitbeschäftigung kennenlernen. Dies fördert zum Einen die kognitive und emotionale Entwicklung der jungen Menschen, entspricht aber auch unserem systemischen Ansatz, denn die Kinder übertragen erlernte Spiele auf das häusliche Umfeld oder nehmen Selbstgebautes und Ideen mit nach Hause. 20 Schwiersch 1995, S. 139 21 vgl.: Opaschowski, 1987