Reflexionsrunde
Reflexion bedeutet das Zurückschauen, das Widerspiegeln oder der Rückblick auf die eigene Wirklichkeit.
In der Reflexionsrunde mit unseren Kindern und Jugendlichen geht es darum, sich Erlebtes noch einmal bewusst zu machen, differenziert zu
betrachten und daraus resultierende Erkenntnisse und Handlungsalternativen für die Zukunft zu gewinnen.
Bestimmte Verhaltensschemata werden durch die Interaktion mit der Umwelt beeinflusst und ins individuelle Wissensnetz eingebunden, welches
dadurch stetig erweitert wird. Das Kind/der Jugendliche lernt sich mit sich selbst, mit der Umwelt und im Besonderen mit den Gefühlen und
Gedanken andere Menschen auseinander zu setzen
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. Im täglichen Austausch mit den Kindern/Jugendlichen über ihr Verhalten oder über
Geschehnisse besteht die Möglichkeit, die Themen der Kinder und Jugendlichen zeitnah transparent zu machen und zu erarbeiten. Dabei geht
es darum, Erfahrungen nachhaltig zu sichern, das eigene Verhalten kritisch zu betrachten, Verständnis für andere zu schaffen, Zusammenhänge
zu verdeutlichen und Erlebnisse bewusster zu verarbeiten.
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Eine freundliche, höfliche Art der Kommunikation, ein respektvoller Umgang und die Eigenmotivation der Kinder/Jugendlichen sind Basis dieser
Methode. Die jungen Menschen erleben Achtung vor sich selbst und anderen, ein Gefühl von Zugehörigkeit und Zusammenhalt, wodurch die
Gruppendynamik nachhaltig gestärkt wird.
Die Kinder/Jugendlichen lernen sich selbst Ziele zu setzen, eigene Grenzen wahrzunehmen, sich ihrer individuellen Problemsituation und
Aufgaben bewusst zu werden und sich diesen zu stellen. Durch die Selbst- und Fremdwahrnehmung und Einschätzung lernen die
Kinder/Jugendlichen bei sich selbst zu bleiben, aber auch Kritik der anderen anzunehmen. Hierdurch wird sowohl die Kritikfähigkeit als auch die
Frustrationstoleranz gefördert.
Jesper Juul sagt diesbezüglich: „[...] die Kinder - und auch die Erwachsenen – daran zu erinnern zu ihrem eigenen inneren Wesenskern
vorzudringen, und zwar von mehreren Seiten gleichzeitig, das heißt: sich ganz bei sich selbst, als Ganzheit zu erfahren. Um sich an diese
Ganzheit zu erinnern und sie im Kontakt mit anderen zu spüren.“
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Die Ziele der Kinder und Jugendlichen beziehen sich nicht nur auf den Alltag in der Tagesgruppe, sondern auch auf das Verhalten und das
Leben in anderen Systemen (z.B. Schule, Familie). So können die Kinder und Jugendlichen ihre Themen und Inhalte, auch aus anderen
Systemen, in den Gruppenalltag integrieren, bearbeiten und erlernte Fertig- und Fähigkeiten transparent machen. Im Gruppenalltag findet die
Reflexionsrunde täglich am Ende der Gruppenzeit statt. Alle Kinder/Jugendlichen und Pädagogen/innen reflektieren gemeinsam die individuellen
Ziele.
Die Moderation übernimmt der/die diensthabende Pädagoge/in. Orientiert am Modell des RAD´s (Respekt, Aufmerksamkeit, Disziplin)
bekommen alle Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, zunächst selbst ihre Ziele zu reflektieren. Im Anschluss daran bekommen sie von den
anderen Kindern und Jugendlichen und den Pädagogen Feedback. Gemeinsam wird entschieden, ob an den kleinschrittig formulierten Zielen
konstruktiv gearbeitet wurde und ob das jeweilige Kind einen Punkt im Belohnungssystem erhält.
Die Belohnung dient der Motivation und der Wertschätzung der geleisteten Arbeit. Die Ziele, deren Fortschritte und die Übertragung in die
anderen Systeme wird anschließend in der täglichen Dokumentation festgehalten.
15
vgl.l.: Uni Duisburg, 2012
16
vvgl.: Tutorentraining Arbeitsmaterial, 2012
17
vvgl.: Juul&HØeg, 2012, S. 30